Eingewöhnung im Kindergarten
Der erste Tag im Kindergarten ist für die Kinder ein weitaus größerer Schritt. Zuvor waren die wenigsten von ihnen über einen längeren Zeitraum hinweg von den Eltern getrennt. Mit dem Beginn der Kindergartenjahre müssen sie ihre Gewohnheiten in vielfacher Hinsicht umstellen: Die neue Umgebung in der Kindertagesstätte ist nur ein Aspekt. Viel schwerwiegender ist die Abwesenheit der Erziehungsberechtigten. Bei vielen Kindern führt sie zu Unsicherheit oder sogar zu ängstlichem Verhalten. Die Phase der Eingewöhnung soll den Kindern helfen, sich im Kindergarten zurechtzufinden und sich den neuen Bedingungen anzupassen.
Ablauf der Eingewöhnung
Der Ablauf der Eingewöhnungsphase unterliegt einem bestimmten Modell. An dieser Stelle werden die am häufigsten angewandten Modelle vorgestellt. Sie haben sich in der pädagogischen Praxis besonders gut bewährt. Im Schnitt dauert die Eingewöhnung zwischen 7 und 14 Tagen. In Ausnahmefällen sind auch Zeitspannen von 21 Tagen bis zu einigen Monaten möglich. Während der Eingewöhnungsphase werden die Kinder kleinschrittig an den Alltag in der Kindergartengruppe herangeführt. Anfängliche Vorbehalte sollen durch eine vertrauensvolle Einstellung von Kindern und Eltern gegenüber dem Betreuungsangebot ersetzt werden.Verschiedene Modelle
Ein Modell sieht die Begleitung durch einen Elternteil vor. In den ersten Tagen oder Wochen gehen die Kinder gemeinsam mit den Eltern in den Kindergarten und verbringen den Vormittag gemeinsam. Mit der Zeit wird die Anwesenheit der Erziehungsberechtigten schrittweise reduziert, bis die Kinder die Tagesstätte schließlich ohne Begleitung besuchen.
Beim Berliner Modell erstreckt sich die Eingewöhnung auf maximal zwei bis drei Wochen. Am Anfang lernen sich die Beteiligten näher kennen. In den ersten Tagen halten sich die Kinder nur für wenige Stunden in der Betreuungseinrichtung auf. Ab dem dritten Tag wird der Versuch einer zeitweiligen Trennung bis zum Mittag unternommen. Wenn der Zeitpunkt zu früh ist, verlängert sich die Eingewöhnungsphase. Spätestens nach 14 Tagen sollen die Kinder den Kindergarten ohne elterliche Begleitung besuchen.
Das Münchner Modell sieht eine Entwicklung vor, die sich in fünf Stufen vollzieht. Die Phase der Vorbereitung und des Kennenlernens dauert etwa zwei bis fünf Stunden pro Tag. In dieser Zeit orientieren sich die Kinder im neuen Umfeld. In der dritten Phase sind die Eltern noch anwesend. Sowohl die Erziehungsberechtigten als auch ihr Kind sollen sich davon überzeugen, dass der Kindergarten ein sicherer Ort ist. An diesen Abschnitt schließt sich der Vertrauensaufbau an. Die Kinder bleiben für eine Stunde allein in der Betreuungseinrichtung. Wenn sie sich noch nicht eingelebt haben, wird diese Phase verlängert. Zum Schluss wertet die Gruppenleitung zusammen mit den Eltern den Erfolg der Eingewöhnung aus.
In der Pädagogik sind Ansätze verbreitet, bei denen sich mehrere Kinder zeitgleich in der Tagesstätte eingewöhnen. Bei der Wahl der Gruppenleitung haben die Eltern ein Mitspracherecht. Sie beurteilen die Eignung der jeweiligen Fachkraft und entscheiden, in welcher Gruppe sie ihr Kind anmelden. Diese Methode ist nicht unumstritten: Eine Eingewöhnung in Kleingruppen führt oft zu einer (unbeabsichtigten) Missachtung von individuellen Bedürfnissen. Als häufige Konsequenz zögert sich die Eingewöhnungszeit über die üblichen drei Wochen hinaus.
Tipps für Erzieher
Als Erzieherin oder Erzieher wird man mit der nicht immer einfachen Aufgabe betraut, die einzelnen Mitglieder der Gruppe durch die Eingewöhnungszeit zu begleiten. Die folgenden Ratschläge machen auch der Gruppenleitung die Eingewöhnung etwas leichter.Informieren Sie sich bei einem Elterngespräch über die Kinder. Der Termin kann vor dem ersten Tag oder in den darauffolgenden Tagen anberaumt werden. Bei einem vertraulichen Gespräch haben die Erziehungsberechtigten die Möglichkeit, ihre Fragen an Sie zu richten. Gleichzeitig können Sie als Betreuungsperson gezielte Fragen an die Eltern stellen, um auf die erste Begegnung vorbereitet zu sein. Die Gesprächssituation sollte keinem 'Verhör' gleichen, sondern einen rein informativen Gehalt haben. Fragestellungen wie 'Gibt es etwas, das ich beim Umgang mit Ihrem Kind beachten muss?' sind neutral formuliert, erfüllen aber ihren Zweck.
Eine freundliche Atmosphäre im Gruppenraum nimmt den meisten Kindern ihre anfängliche Unsicherheit. Helligkeit, eine behagliche Einrichtung und Wandschmuck verwandeln den Raum in einen gemütlichen Ort. Eine Nische mit Kissen und Plüschtieren wird von Kindern grundsätzlich gerne angenommen.
Kinder benötigen nicht nur in ihrer Eingewöhnungszeit eine Bezugsperson, der sie ihr Herz ausschütten können. Als Gruppenleitung sollte man sie fragen, wie man sie unterstützen kann. Oft hilft eine Geschichte zum Vorlesen, um sich in der neuen Umgebung nicht mehr so fremd zu fühlen. Andere Kinder brauchen nichts Weiteres als eine Vertrauensperson, an die sie sich jederzeit wenden können. Das Signal 'Ich bin für euch da' bewirkt in den meisten Fällen eine positive Veränderung.
FAQs
1. Wie lange dauert die Eingewöhnung?Die Dauer der Eingewöhnungsphase nimmt eine unterschiedlich lange Zeitspanne in Anspruch. Jedes Kind ist anders. Dieser Satz lässt sich auch auf die erste Zeit im Kindergarten anwenden. Eltern und Erzieher sollten allen Gruppenmitgliedern die Zeit lassen, die sie brauchen. Meistens ist die Eingewöhnung nach zwei Wochen oder einem Monat abgeschlossen. Andere Kinder sind bereits nach wenigen Tagen auch seelisch in der Einrichtung angekommen. Allerdings sind auch lange Phasen von einigen Monaten keine Seltenheit.
2. Wie kann ich als Elternteil während der Eingewöhnungsphase Unterstützung leisten?
Erklären Sie Ihrem Kind mit leicht verständlichen Worten, was sie in den kommenden Wochen erwartet. Eine neutrale, wertungsfreie Schilderung des neuen Lebensabschnitts lässt Raum für einen offenen Ausgang. Bei einer zu negativen - oder zu positiven - Ausschmückung werden eigene Wertungen eingebracht. Lassen Sie Ihrem Kind die Freiheit, das unbekannte Umfeld selbst zu entdecken. Als Begleitperson ist man dennoch jederzeit ein sicherer Hafen.
3. Was verhilft zu einer schnellen Eingewöhnung? Was zögert sie hinaus?
Es ist wichtig, mit den Kindern vor dem ersten Tag im Kindergarten altersgerecht über die neue Situation zu sprechen. Je besser sie darauf vorbereitet werden, umso günstiger stehen die Aussichten auf eine weitgehend reibungslose Eingewöhnungszeit. Das Lieblingsspielzeug gibt im wörtlichen wie im übertragenen Sinn Halt. Mit dem heiß geliebten Plüschtier im Arm fühlt man sich als Kind in der neuen Umgebung mutiger.
Der sprichwörtliche Wurf ins kalte Wasser wirkt sich negativ aus. Im Kindergartenalter benötigen die jungen Schützlinge neben Verständnis ausreichend Begleitung. Ein wortloses 'Abliefern' vor der Tür des Gruppenraums ist ein denkbar schlechter Start. Darüber hinaus hilft es nichts, wenn Erziehungsberechtigte oder die Gruppenleitung Druck ausüben. Unter Zwang kann sich niemand eingewöhnen - erst recht keine Kindergartenkinder.
4. Sollten Geschwisterkinder die gleiche Gruppe besuchen?
Gerade in der Anfangszeit ist die Anwesenheit eines Geschwisterteils hilfreich. Ähnlich wie bei der Frage nach der Dauer der Eingewöhnung hängt die Entscheidung vom Einzelfall ab. Wenn sich Geschwister gut verstehen und eine Anmeldung in der gleichen Gruppe sogar ausdrücklich wünschen, spricht nichts dagegen. Bei einem schwierigen Verhältnis ist eine vorübergehende Trennung manchmal entlastend.
5. Was passiert, wenn sich trotz langer Eingewöhnungszeit keine Besserung einstellt?
Manche Kinder brauchen für ihre Eingewöhnung etwas länger, während sich andere Gruppenmitglieder schneller einleben. Das Tempo ist individuell. In manchen Fällen scheint die Eingewöhnungsphase kein Ende zu nehmen. Obwohl schon einige Wochen vergangen sind, ist der morgendliche Gang in die Tagesstätte mit Problemen verbunden. Hier empfiehlt sich eine Rücksprache mit der Gruppenleitung. Sie ist in der Lage, die Situation aus pädagogischer Sicht zu beurteilen.
Für das Verhalten des betreffenden Gruppenmitglieds gibt es unterschiedliche Ursachen. Eine mögliche Erklärung für Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung sind Verlustängste. Streitigkeiten mit anderen Anwesenden, Angst vor der Gruppenleitung oder ein allgemeines Fremdeln kommen ebenfalls infrage.
Ein weiterer Auslöser darf keineswegs außer Acht gelassen werden: Sehr junge Kinder sind für den Kindergarten oft noch nicht bereit. Bei ihnen ist es sinnvoll, mit der endgültigen Aufnahme in den Kindergarten noch eine Weile zu warten.
Fazit
Die Zeit der Eingewöhnung im Kindergarten ist für alle Beteiligten eine Phase des Umbruchs. Dabei stehen natürlich die Kinder im Vordergrund. Als Schutzbefohlene sind sie auf die Fürsorge der Erwachsenen angewiesen, bei denen es sich um die pädagogischen Fachkräfte und die Erziehungsberechtigten handelt.Alle erwachsenen Akteure sollten während der Eingewöhnungsphase engen Kontakt zueinander halten. Die Gruppenleitung gibt den Eltern Rückmeldungen zu den Fortschritten ihres Kindes. Auf der anderen Seite gehen die Erziehungsberechtigten den Weg mit den Kindern zumindest eine gewisse Strecke lang gemeinsam mit.
Die oberste Prämisse ist jedoch ein einfühlsamer, verständnisvoller Umgang mit den Kindern. Wer ihre Sorgen kennt, lässt ihnen zum Eingewöhnen Zeit. Druck von oben führt nicht zum Ziel - ohne Respekt vor der Individualität der Schützlinge trägt selbst die längste Eingewöhnungsphase keine Früchte.
Nina K., 10.06.2025
Zur Autorin: Mein Name ist Katharina und ich bin seit dem Jahr 2018 als freiberufliche Autorin tätig. Zuvor habe ich mein Studium in Anglistik und Philosophie erfolgreich abgeschlossen. Das Verfassen von Artikeln für Lehrerblogs zählt nicht nur zu meinen grundlegenden, sondern auch zu meinen liebsten beruflichen Aufgaben. Mir macht es viel Freude, sowohl Lehrkräften als auch Schülerinnen und Schülern nützliche Ratschläge für den Alltag 'vor der grünen Tafel' an die Hand zu geben. Meine Themenschwerpunkte reichen von Hilfestellungen für die Organisation über Tipps für eine gelungene Unterrichtsführung bis hin zu Gedanken über Werte wie Empathie und Mitgefühl – sie ermöglichen nicht nur in der Schule ein harmonisches Miteinander.