Kinderrechte in der Schule & Kita
Doch wie können sich Kinderrechte und Mitbestimmung im Alltag von Schule und Kita verankern lassen? Im Folgenden stellen wir Ihnen, Methoden und Beispiele vor, die dazu beitragen können, Kinderrechte greifbar zu machen und demokratische Prozesse schon früh zu fördern.
1. Kinderrechte greifbar machen
Wer Kinderrechte nachhaltig vermitteln will, braucht anschauliche Beispiele und einfache Sprache. Eine Idee wäre z.B. ein Poster im Klassenraum, das zentrale Kinderrechte (wie das Recht auf Bildung, Spiel und Schutz vor Gewalt) darstellt. Die Kinder könnten diese Poster vorher in kleinen Gruppenarbeiten zu dem Thema selbst entwickeln. Außerdem können kurze Geschichten oder Bilderbücher auch dabei helfen, den Kindern die Bedeutung von Rechten zu vermitteln. Passend dazu kann ein Blick in den Beitrag Lesepaten in der Grundschule helfen, um das Recht auf Bildung und Leseförderung zu verdeutlichen.• Tipp: Ein wöchentlicher „Kinderrechte-Moment“ im Morgenkreis kann genutzt werden, um ein bestimmtes Recht in den Fokus zu rücken und gemeinsam darüber zu sprechen.
• Shop-Empfehlung: Moderationskarten und Whiteboards sind hilfreich, um Begriffe wie „Partizipation“ oder „Mitbestimmung“ altersgerecht zu veranschaulichen und zu erklären.
2. Der Klassenrat als demokratisches Forum
Ein Klassenrat ist ein bewährtes Mittel, um Kindern frühzeitig demokratische Prozesse nahezubringen. Er bietet regelmäßig Raum, um Wünsche, Ideen und Konflikte gemeinsam zu besprechen und Entscheidungen demokratisch zu treffen.
Ablauf und Struktur
Der Ablauf eines Klassenrats kann wie folgt gestaltet werden:
• Sammlung von Themen: Zu Beginn werden von allen Kinder Themen oder Probleme gesammelt und aufgeschrieben.
• Diskussion und Lösungsfindung: Anschließend wird in der Gruppe darüber diskutiert, wie man die vorgeschlagenen Ideen umsetzen oder Probleme lösen kann.
• Abstimmung: Am Ende des Treffens stimmen die Kinder über die besprochenen Vorschläge ab z.B. durch Handzeichen, Abstimmungskarten oder andere kreative Methoden.
Lernaspekte und Vorteile
Im Klassenrat lernen Kinder wichtige soziale Kompetenzen wie Zuhören, Kompromissbereitschaft und die Übernahme von Verantwortung. Außerdem lernen sie dabei, dass jeder, auch ihr Beitrag zählt und dass gemeinsame Entscheidungen auf gegenseitigem Respekt basieren. Durch Protokolle können die besprochenen Punkte auch später noch einmal nachvollzogen und besprochen werden.
Praktische Tipps
Ein gut strukturierter Klassenrat fördert nicht nur den Zusammenhalt, sondern dient auch als Lernplattform für demokratische Prozesse. Regelmäßige Reflexionen über den Ablauf und das Ergebnis helfen, den Prozess fortlaufend zu verbessern. Dabei können Eltern und Lehrkräfte als Beobachter unterstützen und wertvolles und konstruktives Feedback geben.
Vorteil: Kinder üben demokratische Prinzipien – zuhören, Kompromisse schließen und gemeinsam Entscheidungen treffen.
Tipp: Regelmäßige Protokolle (auch in Stichpunkten) festhalten. Dafür eignen sich Tafelmagnete oder Magnet-Whiteboards, um die wichtigsten Punkte an die Tafel zu bringen oder zu dokumentieren.
3. Kinderparlament in der Schule oder Kita
Erfolgreiche Partizipation lässt sich auch über den Klassenrat hinaus gestalten. Ein Kinderparlament, in dem Vertreter*innen verschiedener Gruppen zusammenkommen, bietet eine Plattform, die über den Klassenraum hinausgeht.
Strukturen und Aufgabenverteilung
Im Kinderparlament werden verschiedene Rollen verteilt z.B. ein:e Vorsitzende:r, eine Schriftführung und Mitglieder, die Vorschläge sammeln. Diese Struktur ermöglicht es, Themen wie z.B. die Gestaltung des Schulhofs, Wünsche beim Mittagessen oder Projektvorschläge auf eine breitere Basis zu stellen.
Vorteile des Kinderparlaments
Das Kinderparlament fördert nicht nur die Mitbestimmung und Mitwirkung, sondern ermöglicht auch einen fachübergreifenden Austausch zwischen unterschiedlichen Klassen und Gruppen. Kinder lernen dabei, Verantwortung zu übernehmen und auch komplexere Themen in einem demokratischen Rahmen zu besprechen. Zudem können sie frühzeitig die Bedeutung von Teamarbeit und gemeinschaftlichen Entscheidungsprozessen erfahren.
Unterstützende Materialien: Ein Moderatorenkoffer mit Karten, Stiften und Pinnnadeln kann die Vorbereitung der Sitzungen erleichtern. Solche Tools unterstützen die Organisation und sorgen für Struktur und reibungslose Abläufe der Treffen.
4. Gemeinsame Entscheidungsprozesse im Alltag
Partizipation sollte nicht nur in formellen Ausschüssen stattfinden, sondern sich auch in alltäglichen Entscheidungen widerspiegeln.
Praktische Beispiele im täglichen Ablauf
• Ausflüge: Kinder könnten beispielsweise selbst Ziele vorschlagen und darüber abstimmen, wohin der nächste Schulausflug gehen soll.
• Projekte: Bei der Planung eines Klassenfests oder einer Themenwoche könnten die Kinder in Eigenverantwortung Aufgaben wie z.B. das Basteln von Dekoration oder das Zusammenstellen eines Programms übernehmen.
• Mahlzeiten: Ein Mitbestimmungsrecht bei den Mahlzeiten wäre eine weitere Idee. Dies fördert nicht nur die Essensauswahl, sondern auch das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Außerdem ist so Woche für Woche für jeden Geschmack was dabei.
Bedeutung von Mitbestimmung im Alltag
Durch die Einbeziehung in alltägliche Entscheidungen wird das Selbstbewusstsein der Kinder gestärkt. Sie lernen dabei, dass auch ihre Meinung zählt und dass sie aktiv zur Gestaltung ihres Umfelds beitragen können.
Praktische Umsetzung
Gerade beim gemeinsamen Kochen oder Backen entsteht ein hohes Maß an Beteiligung. Kinder erleben dabei, wie ihre Ideen umgesetzt werden und lernen, wie wichtig Zusammenarbeit und Kommunikation sind. Außerdem bereiten gerade solche Aufgaben den Kindern viel Freude, weil sie ihr Ergebnis hinterher gemeinsam verkosten können.
5. Konfliktlösungen auf Augenhöhe
Eine faire Konfliktlösung gehört ebenfalls zu den Kinderrechten. Sie ermöglicht es Kindern, ihre Meinungen zu äußern und Streitigkeiten selbstständig zu lösen.
Friedenstisch als moderiertes Angebot
Der sogenannte Friedenstisch ist ein Ort, an dem sich Kinder im Falle eines Konflikts treffen können, um in ruhiger Atmosphäre über das Geschehene zu sprechen. An diesem Tisch hat jedes Kind die Möglichkeit, seine Sichtweise darzulegen, bevor gemeinsam nach einer Lösung gesucht wird. Dieser Tisch ist ein neutraler Treffpunkt, wo beide Seiten sich erstmal gegenseitig zu hören sollten.
Stopp-Regel und klare Grenzen
Eine weitere Methode ist die Einführung einer Stopp-Regel. Diese Regel hilft, Übergriffen oder Grenzüberschreitungen vorzubeugen, indem Kinder lernen, in bestimmten Situationen „Stopp!“ zu sagen. So entsteht ein Bewusstsein für die eigenen Grenzen und die der anderen. Wichtig ist, dass darauf geachtet wird, dass diese Regel von allen Kindern eingehalten wird, damit sich auch jeder ernst genommen fühlt.
Förderung sozialer Kompetenzen
Durch die oben genannten Ideen werden nicht nur Konflikte gelöst, sondern auch wichtige soziale Fähigkeiten wie Empathie, Geduld und Gesprächskompetenz gefördert. Kinder lernen, dass Konflikte ein normaler Bestandteil des Zusammenlebens sind und dass es Wege gibt, diese friedlich und miteinander zu lösen.
6. Spielerische Vermittlung der Kinderrechte
Spiel und Spaß sind ideale Voraussetzungen, um Kinderrechte kindgerecht zu vermitteln und das Thema lebendig zu machen.
Rollenspiele als Lernmethode
In Rollenspielen schlüpfen Kinder in verschiedene Rollen z.B. in die eines Schülers, einer Lehrkraft, eines Sozialarbeiters oder weitere Rollen. Durch das Nachspielen von Konfliktsituationen oder Alltagsszenarien lernen sie, verschiedene Perspektiven einzunehmen und Lösungen zu finden. Diese Lernmethode fördert nicht nur das Verständnis für die eigenen Rechte, sondern stärkt dabei auch das soziale Miteinander.
Kinderrechte-Rallye
Eine weitere spielerische Idee ist eine Kinderrechte-Rallye. Dabei werden verschiedene Stationen in der Schule/Kita oder auf dem Außengelände aufgebaut, an denen jeweils ein Kinderrecht thematisiert wird. An jeder Station kann es kleine Aufgaben oder ein Mini-Quiz geben, das den Kindern das jeweilige Recht näherbringt. Dies ist nicht nur lehrreich, sondern macht den Tag auch zu einem spannenden Abenteuer.
Unterstützende Shop-Hinweise
Kreativ-Sprachboxen oder thematisch gestaltete Lernspiele können den spielerischen Ansatz weiter untermauern. Solche Materialien regen die Fantasie an und helfen, komplexe Themen auf einfache Weise zu vermitteln.
Fazit
Kinderrechte im Schul- oder Kita-Alltag zu verankern, erfordert die Bereitschaft, Kinder aktiv an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Sei es durch den regelmäßigen Klassenrat, das Kinderparlament oder alltägliche die Mitbestimmung. Jede Maßnahme trägt dazu bei, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken und ihnen das Gefühl zu geben, gehört und respektiert zu werden.
Die vorgestellten Ideen zeigen, dass Partizipation kein großes, komplexes Konzept sein muss. Vielmehr zeigen sie, dass bereits kleine und regelmäßige Impulse im Alltag einen großen Unterschied machen können. Transparenz in der Kommunikation, spielerische Vermittlung und eine faire Konfliktkultur sind zentrale Bestandteile, um eine demokratische Kultur in Schule und Kita zu fördern.
Indem Schulen und Kitas Kinderrechte greifbar machen und die Mitbestimmung und Mitwirkung in den Mittelpunkt stellen, legen sie den Grundstein für ein respektvolles und selbstbewusstes Miteinander. Dies gilt nicht nur für das Miteinander im Klassenraum, sondern auch auf dem Pausenhof und darüber hinaus. So wird Partizipation zu einem lebendigen Bestandteil des Alltags und stärkt langfristig das Verantwortungsgefühl sowie die soziale Kompetenz der Kinder.
Helena H., 17.04.2025