Klassensprecher in der Grundschule
Was ist ein Klassensprecher in der Grundschule?
Ein Klassensprecher vertritt die Interessen der übrigen Klassenmitglieder. Klassensprecherinnen und Klassensprecher tragen Anliegen stellvertretend für die gesamte Klasse vor. Sie sind Ansprechpartner für die Mitglieder des Klassenverbands. Bei Konflikten zwischen Mitschülerinnen und Mitschülern greifen sie als Streitschlichter ein. Anders als auf den weiterführenden Schulen nehmen Klassensprecherinnen und Klassensprecher in der Grundschule noch nicht als Abgeordnete an Zeugniskonferenzen teil. Ihr Aufgabenbereich beschränkt sich auf den Klassenraum. Eine weitere Differenzierung betrifft das Amt der Schülervertretung. Solche Gremien sind ebenfalls in den höheren Jahrgängen anzutreffen. Sie setzen sich aus gewählten Mitgliedern zusammen, welche als Interessenvertreter der gesamten Schülerschaft fungieren.Aufgaben eines Klassensprechers
Eine der wichtigsten Aufgaben von verantwortungsvollen Klassensprechern ist die Streitschlichtung. Im Falle eines Konflikts übernimmt die Klassensprecherin oder der Klassensprecher die Rolle der Lehrkraft und vermittelt zwischen den Beteiligten. Gemeinsam werden Lösungsansätze zur Konfliktbewältigung erarbeitet. Als Klassensprecher geht man mit gutem Beispiel voran und verhält sich bei Streitigkeiten vorbildlich. Anstelle von physischer oder verbaler Gewalt bewahren souveräne Klassensprecherinnen und Klassensprecher die Ruhe. Mit solch einem beispielhaften Verhalten werden sie von den übrigen Klassenmitgliedern als Respektspersonen anerkannt.Für eine gewissenhafte Ausübung des Amtes kommt es auf bestimmte Soft Skills an. Als Klassensprecherin oder Klassensprecher sollte man aufgeschlossen, wortgewandt und fair sein. Solidarität, ein gesundes Gerechtigkeitsempfinden und ein lösungsorientiertes Denken sind ebenfalls typische Charakterzüge von geeigneten Kandidaten.
Rechte und Pflichten
Als Klassenvorstand in der Grundschule hat man Verpflichtungen gegenüber der Klasse und der Klassenleitung. Gleichzeitig werden den Gewählten Rechte übertragen, von denen zum Wohle des Klassenverbands Gebrauch gemacht wird.Rechte von Klassensprechern in der Grundschule
Klassensprecherinnen und Klassensprecher sind zum Einschreiten bei Konflikten berechtigt. Als Mediatoren greifen sie bei Auseinandersetzungen ein, ohne selbst Gewalt anzuwenden. Sie erinnern die betreffenden Klassenmitglieder an das geltende Regelwerk und rufen sie zur Versöhnung auf.
Das Amt des Klassensprechers in der Grundschule ist eine leitende Funktion. Unterrichtsgespräche werden sowohl von Fachlehrkräften als auch von Klassensprechern moderiert. Viele Schülerinnen und Schüler können sich unter solchen Umständen besser öffnen. Deshalb ist das Mitwirken eines Klassensprechers auch für die Fachlehrkraft eine spürbare Entlastung.
Pflichten von Klassensprechern in der Grundschule
Das Einhalten der Klassenregeln ist ebenso von Bedeutung wie ein Fürsorgeauftrag für die Klassengemeinschaft. Darunter versteht man die aktive Unterstützung von einzelnen Mitgliedern. Als Klassensprecher sorgt man dafür, dass sich die Anwesenden an die Regeln halten. Im Falle eines Regelverstoßes spricht man die betreffenden Personen auf ihr Verhalten an.
Eine weitere Pflicht ist die Verfügbarkeit als Ansprechpartner bei Sorgen, die einzelne Personen oder die gesamte Klassengemeinschaft betreffen. Klassensprecherinnen und Klassensprecher müssen sich den Belangen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler annehmen. Ein bewusstes Ignorieren von Problemen innerhalb der Klassengemeinschaft steht im Widerspruch zu ihrem Amt als Interessenvertreter.
Wer sich gemeinsam mit einem Stellvertreter den anfallenden Aufgaben eines Klassensprechers annimmt, sollte zur offenen und respektvollen Kommunikation fähig sein. Man hört sich gegenseitig zu, akzeptiert den Standpunkt des zweiten Klassensprechers und besteht nicht auf einer 'Alleinherrschaft'.
Nicht nur der Klassensprecher, sondern auch die anderen Mitglieder der Klassengemeinschaft haben Rechte. Die von der Klasse Ausgewählten achten auf ein soziales Miteinander. Im Falle von Konflikten mit anderen Klassenmitgliedern oder Lehrpersonen ermutigen sie die Betroffenen zu einem Gespräch. In dem klärenden Dialog weisen sie den Gegenüber auf die Rechte des betreffenden Klassenmitglieds hin.
In den Pausenzeiten halten sich die Klassensprecher auf dem Schulhof auf und beobachten das Geschehen. Bei Auseinandersetzungen schreiten sie ein und holen Hilfe bei der Pausenaufsicht.
Als Klassensprecher darf man Erfreuliches ebenso offen ansprechen wie negative Angelegenheiten. Dies geschieht oft im Beisein einer Lehrperson. Dazu bedarf es einer mutigen Entschlossenheit.
Klassensprecherwahl
Bei der Wahl eines (neuen) Klassensprechers haben alle Mitglieder des Klassenverbands das gleiche Stimmrecht. Die Kandidaten bieten sich selbst für das Amt an oder werden von den Anwesenden bestimmt. Im Anschluss eröffnet die Klassenleitung die Wahl. Die Namen des favorisierten Klassensprechers in spe werden auf Zettel geschrieben. Die Lehrkraft sammelt die Zettel ein und zählt die Stimmen aus. Im Falle einer Pattsituation wählt die Klasse zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Wählerstimmen. Ansonsten wird beiden Klassenmitgliedern die Funktion als Klassensprecher übertragen. Während ihrer 'Amtszeit' teilen sie sich ihre Aufgaben. Andernfalls werden die Zweitplatzierten als Stellvertreter des Klassensprechers ernannt.Klassensprecherrede
Nach der Ernennung halten die Sieger oft eine Rede, um sich für den Zuspruch der Klassenmitglieder zu bedanken. Mit ein paar persönlichen Worten an die Anwesenden wird ein Ausblick auf das zukünftige Zusammenleben im Klassenverband gehalten.
Beispiel für eine kurze Klassensprecherrede:
'Danke, dass ich ab heute eure Klassensprecherin/euer Klassensprecher sein darf. Bei Fragen oder Problemen bin ich für euch da. Sagt mir, wenn ich etwas gut oder auch nicht so gut gemacht habe. Dann lerne ich etwas dazu. Ich hoffe, ich mache meine Aufgabe gut. Nochmal danke an euch, dass ihr mir eure Stimme gegeben habt'.
FAQ
1. Hat die Lehrkraft bei der Wahl ein Stimmrecht?Die Wahl des zukünftigen Klassensprechers steht allein den Schülerinnen und Schülern zu. In der Regel hat die Lehrkraft kein Mitspracherecht, sondern moderiert das Wahlverfahren und achtet auf eine faire und korrekte Auszählung der Stimmen.
2. Dürfen Klassensprecherinnen und Klassensprecher ein Fehlverhalten von bestimmten Klassenmitgliedern melden?
Als Klassensprecherin oder Klassensprecher hat man sowohl Rechte als auch Pflichten. Eine Pflicht besteht in der Aufrechterhaltung eines positiven Klassenklimas. Wenn ein Mitglied des Klassenverbands gegen Regeln verstößt, hat der Klassensprecher aufgrund seines Amtes das Recht, die Klassenleitung auf das Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Zwischen einer sachlichen Meldung im Interesse aller Beteiligten und dem Verpetzen unbeliebter Klassenmitglieder liegt ein sehr schmaler Grat. Hier ist die Lehrkraft gefragt - sie sollte allen Anwesenden den Unterschied zwischen Hilfe holen und Petzen deutlich machen. Mitschüler zu verpetzen ist ein unfaires Verhalten; sich Hilfe zu holen ist ein gutes Recht.
3. Kann ein Klassensprecher seines Amtes enthoben werden?
Als einstimmig gewählter Klassensprecher verpflichtet man sich zur Vorbildfunktion für die gesamte Klasse. Grobe Verstöße gegen diese Aufgabe können eine Neuwahl nach sich ziehen. Ansonsten kommt dem Stellvertreter die Rolle als erster Klassensprecher vor. Solche Entscheidungen hängen vom Einzelfall ab, bei dem die Klassenleitung die Anwesenden über eine angemessene Lösung abstimmen lässt.
4. Haben weniger angesehene Klassenmitglieder bei der Wahl auch eine Chance?
Klassensprecherwahlen sind gute Gelegenheiten, um auch den weniger beliebten Klassenmitgliedern zu einem Amt zu verhelfen. In solch einer Situation werden die Wahlkandidaten von der Lehrkraft ausgewählt. Auf diese Weise wird verhindert, dass bestimmte Anwesende zu kurz kommen und von vornherein keine Aussicht auf die Kandidatur haben.
Fazit - Verantwortungsgefühl von Anfang an lernen
Die Ernennung eines Klassensprechers als Interessenvertreter für die Klasse bildet die demokratischen Grundsätze von Schulen ab. Lehrkräfte sind im Unterricht weisungsbefugt. Sie nutzen ihre Vormachtstellung allerdings nicht aus oder richten sie gegen ihre Schützlinge. Stattdessen ernennt die Klasse eine Sprecherin oder einen Sprecher. Das Amt als Klassensprecher berechtigt sie zu einer aktiven Mitgestaltung des Gemeinschaftslebens.Als Klassensprecherin oder Klassensprecher ergreift man das Wort für die Mitschüler. Diese Funktion ist vor allem bei Unstimmigkeiten im Klassenverband erforderlich. Der Einfluss der Erwählten geht jedoch darüber hinaus - auch das Vermitteln bei Konflikten zwischen Klassenmitgliedern und Lehrkräften zählt zu ihren Aufgaben. Somit sind Klassensprecher wichtige Bindeglieder zwischen der Klasse und den Lehrpersonen.
Mit der Möglichkeit einer Klassensprecherwahl signalisieren Lehrerinnen und Lehrer Vertrauen in die sozialen Kompetenzen ihrer Schülerschaft. Sie verlassen sich darauf, dass das von ihnen ausgewählte Klassenmitglied für das Allgemeinwohl der Gemeinschaft Sorge trägt. Solch ein vertrauensvolles Signal ist gerade in den Grundschuljahren nicht zu unterschätzen - je jünger die Kinder sind, umso wichtiger ist für sie die Wertschätzung von Lehrkräften. Die Anerkennung wird durch die Klassensprecherwahl ausgedrückt, bei der sich die Klassenleitung bewusst zurücknimmt und allein der Schülerschaft das Wahlrecht einräumt.
Nina K., 28.04.2024
Zur Autorin: Mein Name ist Katharina und ich bin seit dem Jahr 2018 als freiberufliche Autorin tätig. Zuvor habe ich mein Studium in Anglistik und Philosophie erfolgreich abgeschlossen. Das Verfassen von Artikeln für Lehrerblogs zählt nicht nur zu meinen grundlegenden, sondern auch zu meinen liebsten beruflichen Aufgaben. Mir macht es viel Freude, sowohl Lehrkräften als auch Schülerinnen und Schülern nützliche Ratschläge für den Alltag 'vor der grünen Tafel' an die Hand zu geben. Meine Themenschwerpunkte reichen von Hilfestellungen für die Organisation über Tipps für eine gelungene Unterrichtsführung bis hin zu Gedanken über Werte wie Empathie und Mitgefühl – sie ermöglichen nicht nur in der Schule ein harmonisches Miteinander.